1. Nov. 1974, Dom

Liebe GlŠubige!

 

Allerheiligen im Jahr des DomjubilŠums legt uns nahe, wenigstens einen flŸchtigen Blick auf jene Heiligengestalten zu lenken, die mit der 1200jŠhrigen Geschichte unseres Domes verbunden sind oder sonst mitgearbeitet haben am Dombau im Geiste, am Aufbau des Leibes Christi und des Gottesvolkes in der Heimat und in der Weltkirche. Es drŠngt mich wenigstens einiges Ÿber sie zu sagen, nicht zuletzt deshalb, weil au§er den beiden Dišzesanpatronen Rupert und Virgil die Ÿbrigen Heiligen und Seligen Salzburgs in der Verehrung des Volkes wenig verwurzelt sind. Leider ist nur wenigen die offizielle liturgische Verehrung zuerkannt worden.

Wir wollen Gott preisen in seinen Heiligen und heute ganz besonders in den Heiligen und Seligen der altehrwŸrdigen Kirche von Salzburg.

I.      Aus der christlichen Vorzeit sind uns Maximus und seine GefŠhrten und Maximilian bekannt.

Vom Priester Maximus berichtet die †berlieferung, dass er die Warnung des gro§en Sehers Severin vom Herannahen der Heruler ausgeschlagen hat, von diesen dann Ÿberrascht und an einen Galgen gehŠngt, wŠhrend viele seiner GefŠhrten Ÿber die steilen FelswŠnde des Mšnchsberges herabgestŸrzt worden seien. Die Maximuskapelle in den Katakomben erinnert an diese ProtomŠrtyrer der Kirche von Salzburg.

Vom hl. Maximilian haben neuere Forschungen glaubwŸrdig erwiesen, dass er weder Bischof noch MŠrtyrer, sondern ein Wanderprediger, ein Glaubensapostel gewesen sei.

Historisch glaubwŸrdig bezeugt sind sein Name, sein Gedenktag am 12. Oktober und seine Verehrung in der Maximilianszelle in Bischofshofen um das Jahr 750. Aus diesem Grunde ist das GedŠchtnis dieses im sŸddeutschen Sprachgebiet auch heute noch viel verehrten Heiligen im neuen Regionalkalender erhalten geblieben und zwar unter dem Namen des hl. Maximilian vom Pongau.

II.              Die Standbilder der heiligen Dišzesanpatrone Rupert und Virgil stehen nicht nur als PortalwŠchter vor dem Eingang und als Zeugen des Glaubens an den Auferstandenen auf dem Hochaltar unseres Domes. Ihre sterblichen †berreste sind sein kostbarster Schatz. Ihre Bilder und Statuen in so vielen Kirchen des heutigen und frŸheren Dišzesangebietes von Salzburg zeugen von der dankbaren Verehrung des christlichen Volkes fŸr unsere VŠter des Glaubens.

Die liturgische Verehrung des hl. Rupert ist seit der †bertragung seiner Reliquien in den ersten Dom 774 bezeugt. St. Virgil wurde 1233 heiliggesprochen. Beider Fest begehen wir nunmehr in gemeinsamer Feier am Tag der ReliquienŸbertragung, dem 24. September, wŠhrend die Todestage beider – der 27. MŠrz fŸr St. Rupert und der 27. November fŸr St. Virgil – nun nicht mehr liturgisch begangen werden.

†ber die Bedeutung der beiden Bistumspatrone brauche ich heute nicht zu sprechen.

Zeitlich zwischen Rupert und Virgil steht der hl. Bischof Vitalis, den Rupert selbst zu seinem Nachfolger erwŠhlt und geweiht hat. Er trŠgt den Ehrennamen des Apostels des Pinzgaues, weil er die †berlieferung nach im heutigen Zell am See eine klšsterliche Niederlassung gegrŸndet und mit Mšnchen aus St. Peter besetzt hat.

Das Symbol des hl. Vital ist die aus dem Herzen wachsende Lilie. Sein Grab in St. Peter war in frŸheren Zeiten Gegenstand hoher Verehrung. Viele Wunderheilungen und Gebetserhšrungen sind von diesem Grab Ÿberliefert. Die neue Stadtpfarre St. Vitalis ist diesem liebenswŸrdigen Heiligen geweiht worden.

In die GrŸnderzeit der Kirche von Salzburg gehšrt die hl. Landesmutter Erentrudis, die erste €btissin vom Nonnberg. St. Rupert hat seine Nichte als Vorsteherin des der hl. Jungfrau Maria geweihten Frauenklosters berufen und eingefŸhrt. Ihr und ihren Mitschwestern wollte er die Erziehung der weiblichen Jugend anvertraut wissen. Nonnberg schŠtzt sich glŸcklich, dass seine Tradition seit der GrŸndung nie unterbrochen worden ist. Dem Patrozinium der hl. Erentrudis wurde die neue Stadtpfarrkirche in der Herrnau geweiht.

Unter den GefŠhrten des hl. Rupert werden auch heute noch die Priester Chuniald und Gislar in der Liturgie als Heilige verehrt und ihr GedŠchtnis nunmehr am 28. September begangen. St. Peter gedenkt auch der weiteren priesterlichen GefŠhrten des Heiligen, der Mšnche Gabin und Idwin.

III.            Vier Bischofsgestalten sind – au§er dem Domerbauer St. Virgil – mit dem ersten Dom eng verbunden, weil sie im Virgildom ihre bischšfliche Kathedra hatten: die seligen Erzbischšfe Hartwik, Gebhard, Thiemo und Eberhard.

Vom sel. Erzbischof Hartwik wissen wir, dass er um die Jahrtausendwende durch 32 Jahre den Bischofstuhl des hl. Rupert innehatte. Seine ersten BemŸhungen galten dem Dom, den er von Grund auf erneuern lie§, nachdem er durch einen Brand schwer gelitten hatte.

Viel gerŸhmt war seine WohltŠtigkeit besonders zur Zeit einer schweren Hungersnot.

Enge waren seine Beziehungen zu Kaiser Heinrich dem Heiligen und zu dessen Gemahlin, der hl. Kunigunde. Hartwik war wiederholt am Kaiserhof und wohnte der Kaiserkršnung bei. Heinrich und Kunigunde waren aber auch – am Weihnachtsfest 1009 – in Salzburg und wohnten der Weihe der neuen Kirche auf dem Nonnberg bei, die Erzbischof Hartwik vornahm.

Als die Kunde eintraf, dass sein bischšflicher Freund Wolfgang von Regensburg in Pupping schwer krank darniederliege, eilte er an das Krankenlager, traf aber erst ein, als Wolfgang schon verschieden war. So geleitete Hartwik den Leichnam des toten Bischofs nach Regensburg und bestattete ihn in der Kirche von St. Emmeram.

WŠhrend der bischšflichen Amtszeit Hartwiks errichtete Kšnig Stephan in Ungarn die Hierarchie. Dadurch wurden die bisher zur Metropole Salzburg gehšrenden Gebiete abgetrennt und die ehemalige Missionsarbeit im Osten abgeschlossen. Die heimische Kirche erstarkte durch das Wirken Stephans des Heiligen.

Hartwik genoss lange Zeit gro§e Verehrung. Mit der Auflassung des Grabes beim Abbruch des Domes ging aber die Verehrung zurŸck.

Ein Mann von eiserner Konsequenz und unerschŸtterlicher Charakterfestigkeit war der sel. Erzbischof Gebhard, der in den Jahren 1060-1088, also vor 900 Jahren, Bischof und ein Verfechter der kluniazensischen Reform war. Gebhard grŸndete das Bistum Gurk und das Stift Admont. Beide haben in diesen Jahren ihr 900jŠhriges JubilŠum gefeiert.

In der zweiten HŠlfte seiner bischšflichen Amtszeit geriet Gebhard in das gewaltige Spannungsfeld des Investiturstreites zwischen Kaiser und Papst. Gebhard, der treu zum Papst stand, fand sich bald isoliert und musste au§er Landes gehen. Als er nach neun Jahren wieder zurŸckkehren konnte, fand er ein vom Gegenbischof Berthold von Moosburg zerrŸttetes Bistum vor, dem er wieder seine letzte Kraft widmen wollte. Er visitierte das Bistum und stiftete das Kloster Reichersberg. Der Tod ereilte ihn auf der Festung Hohenwerfen; sein Grab fand er in seiner LieblingsgrŸndung Admont.

Als Seliger wird auch der Nachfolger Gebhards Erzbischof Thiemo verehrt, der fŸr seine Treue zum Papst nicht minder Leiden und Verfolgungen auszustehen hatte. Auch er musste – schon als Abt von St. Peter au§er Landes gehen. Als er 1090 zum Erzbischof gewŠhlt wurde, galt auch seine Sorge ganz dem geistigen Wiederaufbau des durch die politischen Wirren zerrŸtteten Bistums. Doch auch er wurde wieder vom Gegenbischof Berthold arg bedrŠngt, musste nach einer verlorenen Schlacht bei Saaldorf fliehen, wurde gefangen genommen und lange Zeit gefangen gehalten. Als er wieder frei wurde, aber keine Mšglichkeit sah, in seine Dišzese zurŸckzukehren, schloss er sich dem Kreuzzug des Jahres 1101 an, kam in Gefangenschaft der Moslem und wurde grausam gefoltert und gemartert. Thiemo ist also ein Blutzeuge unter den Salzburger Erzbischšfen.

Wie Gebhard und Thiemo im Investiturstreit wahre SŠulen der Kirche waren, so hat auch der sel. Erzbischof Eberhard (1147 – 1164) in den schweren MachtkŠmpfen zwischen Imperium und Sacerdotium sich stets treu zum rechtmŠ§igen Nachfolger Petri bekannt. Ein neuerer Kirchenhistoriker sagt von ihm: ãEs ist nicht abzusehen, wie die Entwicklung des Schismas verlaufen wŠre, hŠtten Hadrian IV. und Alexander III. nicht Ÿber einen Mann nšrdlich der Alpen verfŸgt, der durch seine klare und unbeugsame Haltung wie durch seine einflussreiche Stellung als Metropolit von entscheidender Bedeutung warÒ. Dies war Eberhard. Ein strenges aszetisches Leben, Gelehrsamkeit, Freigebigkeit und soziales Verhalten erwarben ihm schon zu Lebzeiten gro§e Achtung und auch dem Tode gro§e Verehrung. Wegen seiner kindlichen Verehrung der Gottesmutter wurde er der ãKaplan MariensÒ genannt.

Erst nach dem Tode Eberhards wagte es Kaiser Friedrich Barbarossa Salzburg seinen rŠchenden Arm fŸhlen zu lassen: Er verhŠngte die Reichsacht Ÿber die Stadt und lie§ sie durch den Grafen von Plain vollstrecken: Mit der Stadt ging damals – 1167 – auch der Virgildom in Flammen auf und blieb 14 Jahre eine schaurige Brandruine.

Neben den ehrwŸrdigen Bischofsgestalten des Mittelalters steht auch eine Frau, deren Verehrung bis heute im christlichen Volk lebendig geblieben ist: die schlichte Gestalt der hl. Notburga von Rattenberg. Wie in unseren Tagen ein hl. Bruder Konrad von Altštting hat diese hl. Dienstmagd in ihrer Zeit die Nachfolge Jesu im Dienst an den Armen, in Gebet und treuer BerufserfŸllung vorgelebt.

IV.   Wenn wir bei unserem DomjubilŠum das ãMiteinander-weltweitÒ hervorgehoben haben, so ist erfreulich, dass die im Rufe der Heiligkeit heimgegangenen Personen der jŸngsten Zeit besonders im Dienste der Weltkirche gestanden sind.

Das gilt in erster Linie vom sel. Engelbert Kolland, den Erzbischof Friedrich von Schwarzenberg aus seiner im Glauben gefŠhrdeten Familie im Zillertal nach Salzburg gebracht hat, wo er zu den ersten Studenten des spŠteren ãBorromŠumsÒ gehšrte, aber bei den Franziskanern eintrat und als junger Priester in die Mission im nahen Orient gesandt wurde. Gro§e Sprachenkenntnis und apostolischer Eifer machten ihn fŸr diese schwere Missionsarbeit wie geschaffen, doch schon nach 5 Jahren, im Juli 1860 fiel er in Damaskus beim blutigen Drusenaufstand unter den schwerthieben der Mšrder, als mutiger Bekenner des katholischen Glaubens. Papst Pius XI. hat ihn 1926 unter die seligen Blutzeugen gereiht.

Ganz in den Dienst der Weltkirche und besonders der Missionskirche in Afrika stellte sich und ihr Werk die ehrwŸrdige Dienerin Gottes Maria Theresia Ledochoska, die in Salzburg den Grundstein zu ihrem Missionshilfswerke legte: zunŠchst im Asyl und ab 1894 in der sog. Pagerie, wo sie mit ihrer ersten GefŠhrtin eine Wohnung bezog, das erste Noviziat begann und bald darauf Maria Sorg und spŠter das sog. ãAlte BorromŠumÒ, als Zentralen ihres Missions-Hilfswerkes erwarb. Ihre segensreiche TŠtigkeit hat ihr den Ehrentitel ãMutter der afrikanischen MissionÒ eingetragen. Aufgerieben von der Arbeit starb sie 1922 in Rom und wir mšchten hoffen, dass diese vorbildliche Frau bald den Ehrentitel einer Seligen erhŠlt.

Liebe GlŠubige! Allerheiligen im Jahr des DomjubilŠums. Ich wollte eure Aufmerksamkeit auf jene MŠnner und Frauen lenken, die die Kirche von Salzburg als Heilige und Selige aufweist im gro§en Chor der Heiligen, die das Gotteslob singen. Wir dŸrfen uns ihrer FŸrbitte anvertrauen und sie heute insgesamt und instŠndig bitten, dass sie uns helfen und beistehen mšgen, dass auch wir unsere Lebensaufgabe erfŸllen:  In treuer Nachfolge Christi miteinander Kirche leben und mitarbeiten am Aufbau des Leibes Christi, des Gottesvolkes heute. Amen.